Dienstag, 7. Juli 2009

Spaß hoch zwei: Dampfhammer-Autos






So forsch wie in der Jugend fährt man ohnehin nicht mehr: quietschende Reifen beim Anfahren, auf der Bahn der Schnellste sein. Schnell fahren kann man auf Deutschlands Stautobahnen ohnehin nur noch selten. Aber wenn man dann zum Test hin und wieder solch einen Dampfhammer unter den Gasfuß bekommt, dann kitzelt es schon, nochmals loszulegen, sich einen Adrenalin-Kick zu holen - und wenn es nur wenige Minuten sind.

In meinen Autotests sind schon hunderte Autos jeder Art und der meisten bekannten Marken auf die Piste geschickt worden. Pfleilschnelle und winzig kleine, gemütliche und geräumige Karossen, Cabrios, Coupés und reinrassige Sportler. Genau das Sportlervergnpgen hatte ich auch Anfang des Jahres wieder: der neue Porsche Carrera S. In Sachen Komfort, Schlupf und Power kein Vergleich mehr mit dem Carrera, den ich Anfang der 1980er getestet hatte. Man sitzt gut, alles ist übersichtlich und die Akustik ist bis auf dieses tiefe grollende Ansauggeräusch, das einfach sein muss und sich als angenehm verfestigt, ganz zurückhaltend, piano. Sehr angenehm.
Wenn nach dem Blubbern beim Anlassen der Tritt aufs Gas erfolgt, dann heißt es nur noch "Vormarsch". Wie das abgeht, ist ein Gefühl für sich. Und mit dem siebengängigen Doppelkupplungsgetriebe muss man nicht einmal selbst schalten. Es sei denn, man will den Stick selbst schieben. Nahezu ruckfrei geht's so rasant zur Sache, dass man einfach nur das Lenkrad festhält und, in den Sitz gedrückt, die Beschleunigung genießt. Der technisch feine Motor schöpft aus 3,8 Litern Hubraum 385 PS (283 kW) und wuchtet ein riesiges Drehmoment an die Kurbelwelle. In vier bis fünf Sekunden ist Tempo 100 erreicht und, bis der Tacho 160 km/h zeigt, sind gerade einmal zehn Sekunden vergangen. Ein kurzer Tritt aufs Gaspedal reicht, um gerade mal zu überholen. Dann muss man den 911 wieder zähmen, damit man nicht zu schnell wird. Über 240 km/h ging's rein verkehrsmäßig nicht, aber selbst da setzt beim Gastritt der Dampfhammer ein und sorgt für nachhaltigen Schub. Wie ein Brett liegt der Sportler auf der Straße. Das agile Handling, unterstützt durch ein Fahrstabilierungssystem, erlaubt ebenfalls, sehr flott über kurvenreiche Landstraßen zu flutschen. Freude pur. Sicher, um sich dieses Spaß-Sportauto selbst zu leisten, muss man schon mehr als ein paar Euro in der Kasse haben.

So (M)mini und so flott

Fahrspaß kann man auch einige Nummern kleiner haben. Das zeigte mir jetzt im aktuellen Juni-Test der Mini Cooper S. Sieht frech aus, agil und sportlich sowieso. Hutzenhaube, breite Schluffen und im Testauto noch Rallye-Streifen auf der Motorhaube. Klar, der Mini ist Kult. Wer sich für diese S-Version entscheidet, hat zweifellos das Sahnehäubchen an Fahr-Fun.

Das tief schlurfende Ansauggeräusch hat der Kleine auch. Mit seinen 175 PS (128 kW), aus einer 1,6-Liter-Maschine gekitzelt, krallt er sich fast noch bis zum dritten Gang hörbar in den Teer, und der Vortrieb scheint kaum aufzuhören. Das Sechsganggetridebe läst sich schnell und knackig schalten und ist ideal abgestuft. Wenn er zwischen 1700 und 4500 Touren bei Gastritt nochmals richtig bläst und seinen Overboost ausspielt, dann geht's zur Sache, ob man mit 60 dahinrollt und beschleunigt oder bei 200 nochmals aufs Pedal tritt. Um die sieben Sekunden Sekunden brauchte der Kleine im Test, um aus dem Start auf 100 km/h zu kommen. Beeindruckender ist, dass ich die Distanz 60 bis 100 km/h im dritten Gang in schlappen 4,1 Sekunden abhakte. Auf der Bahn konnte der Tacho nur kurz mal über 230 km/h sein, bei der direkten Lenkung das Lenkrad fest im Griff. Der Mini läuft kultiviert und hat Chic und lag im Testverbrauch bei um die sieben Liter, je nach Fahrstrecke waren es auch nur 4,3. Tolle Geschichte für solch eine Ramme, die aus allen Lagen so verflixt gut zur Sache kommt.
Was er in Kurven hinlegt, ist sagenhaft. Härter auf der Sportstellung, wedelt er mit Tempo ohne Versatz durch den Landstraßen-Parcour. Schon der alte Mini, mit dem man quer durch Kurven ging, war diesbezüglich ein Meister. Heute hat er viel mehr zu bieten als die ihm schon früher nachgesagten Gokart-Eigenschaften.
Bei zwei Personen reicht's locker fürs Urlaubsgepäck, und Sicherheit mit Front- und vorderen Seitenairbags, durchgehenden Kopfairbags, ABS und dynamischer Stabilitätskontrolle ist ohnehin an Bord.

Aufmerksamkeit erregen beide Sportler. Man schaut hin, und man schaut ihnen nach, was öfter sein muss. Das geduckte 911er-Styling ist ebenso anziehend wie der breitbeinige Cooper S mit den seitlichen Lüftungsschlitzen und der Hutzen-Motorhaube sowie dem silbrigen flugzeugähnlichen Cockpit. Spätestens beim Anfahren lässt man sich bei beiden den ausgetüftelten Motorklang im Ohr zergehen. Klar, das ist was für Autofreaks, die mit diesen Dampfhämmern - bei aller Vorsicht und Aufmerksamkeit - nahezu ekstasische Fahrfreuden erleben können. Spätstens bei jedem Tritt aufs Gaspedeal.

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