Sieht für uns gut aus und ist handlich zu fahren: VW Polo, fünftürig mit 1,4-Liter-Benzinmotor. (Alle Fotos (c): presseweller)
Zehn Jahre zuverlässig, Verbrauch punktet nicht
Siegen.
Januar 2016 (DiaPrW). Der VW Polo ist bekannt und beliebt. Nach
mehr als zehn Jahren und rund 60.000 Kilometern mit dem fünftürigen
Polo 9N, Benziner, ziehen wir ein erstes Fazit: Es gab keine größeren
Mängel, und der Kleine erwies sich bisher stets als zuverlässig.
Angesichts der Maße sind die Platzverhältnisse großzügig,
hinsichtlich der Motorisierung traf das aber auch auf den
Benzinverbrauch zu. Fahren lässt er sich gut, auch auf langen
Strecken.
Der
Polo, hier ist aus dem Baujahr 2005, ist ein Benziner mit 1,4-Liter-Motor
sowie einer Leistung von 75 PS (55 kW), womit er auch heute noch im Klassenvergleich
bezüglich der Beschleunigung und des Höchsttempos (12,9 Sekunden
von 0 auf 100 km/h, 172 km/h laut veröffentlichter Basisdaten)
mithalten kann. Unser Kandidat ist unter anderem mit halbautomatischer Klimaanlage (Climatic), elektrischen Fensterhebern ringsum, elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln, Zentralverriegelung mit Fernbedienung und Radio ausgerüstet.
Hinsichtlich des Leistungsvermögens sehen wir keine
Veränderungen gegenüber den Anfängen. Treten wir auf der Bahn das
Gaspedal ganz durch, geht es relativ schnell auf über 160 km/h und
tachomäßig bis an 180 km/h. So salopp und flott er sich dort zeigt,
so offenbart die geringe PS-Leistung auf Steigungen ihre Nachteile:
kleineren Gang einlegen, um noch flott mitzuhalten. Im Stadt- und
Überlandverkehr ist das auch so. Der fünfte Gang oder, je nach
Steigung oder Besetzung der vierte, schafft's da nicht mehr:
zurückschalten. Es macht einen großen Unterschied, ob man mit zwei
oder vier Personen fährt. Insgesamt aber beschleunigt der Polo
angesichts der Leistung ordentlich. Dabei gibt er sich auch bei Tempo
noch im vertretbaren Maße laufruhig, nicht ganz leise, aber auch
nicht laut.
Innenraum
passt
Der
Polo bietet angesichts der Außenmaße von knapp 3,92 mal 1,65 Meter
erstaunlich viel Innenraum. Selbst die Fondpassagiere finden
noch gut Platz. Ob wir größere oder kleinere Passagiere mitnahmen:
Sie zeigten sich bezüglich der Platzverhältnisse zufrieden. Der
Kofferraum – mit hoher Ladekante nach innen – fasst rund 270 Liter und reicht für
mittleres Urlaubsgepäck. Bei uns – je nach Ausführung – lassen
sich die Rücksitze geteilt umlegen, so dass man auch größere Sachen transportieren kann. Es gibt verschiedene Ablagen.
Unser Polo hat auch einen oberhalb im Armaturenbrett ausfahrbaren
Becherhalter als Sonderausstattung. Optimal. Für uns viel besser,
als die zwischen den Sitzen oder hinter dem Schalthebel angebrachten
„Höhlen“, in die man die Becher steckt und dann je nach Gang
rausbugsieren muss. Gibt es leider heute oft, auch im neueren Polo.
Für
den Fahrer: optimaler Fahrerplatz mit sehr griffigem Lenkrad und
gutem Durchblick zu den Instrumenten, astreine Schaltung. Fünfgang.
Sicherheitsmäßig sind bei unserem Polo beispielsweise zwei Front- und zwei vordere Seitenairbags an
Bord. ABS und Co. ist klar. Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP)
war nicht serienmäßig, daher Fehlanzeige.
Griffiges Lenkrad mit praktischem Becherhalter oben.
Fahrverhalten
und Verbrauch
Der
Polo lässt sich handlich bedienen und fahren. Er ist übersichtlich,
sodass er auch im Stadtverkehr und beim Parken eine gute Figur
abgibt. Auf der Autobahn können wir ihm stabile Lage und guten
Geradeauslauf bescheinigen. Der Fronttriebler liegt auch sonst
ordentlich auf der Straße, ist fahrwerskmäßig leicht fest,
aber doch insgesamt komfortabel abgestimmt. Die Kurvenlage geht
weitgehend in Ordnung, wobei er aber in schneller angefahrenen Kurven
deutlich zum Untersteuern ansetzt, bei feuchter, nasser Strecke schon
sehr früh! Das sollte man im Kalkül haben. Ohne ESP kann schließlich nur der
Fahrer ausgleichen.
Auch für die Fondpassagiere gibt es noch Platz.
Nicht
so richtig sparsam
Mit
dem Sprit geht der alte Polo nicht so richtig sparsam um. Mit Stadt-
und Überlandverkehr genehmigte er sich schon oft an die zehn Liter
Super/ 100 Kilometer. Je nach Landstraßenanteil und äußeren
Einflüssen wie winterlichen oder gemäßigten Temperaturen liegen
wir meist bei über acht Liter, teils höher. Auf Langstrecke sieht das, sogar mit
hohem Autobahnanteil, viel besser aus. Bei einer Laufleistung von rund
55.000 Kilometern fuhren wir etwa 850 Kilometer mit 770 Kilometern
Autobahnanteil mit knapp sieben Litern pro 100 Kilometer. Aktuell
erreichten wir bei minimalem Landstraßen- und Innerortsanteil, Rest
Autobahn, auf 433 Kilometern und bei einem Gesamttempodurchschnitt von
94,5 km/h einen Verbrauch von gut 6,9 Litern. Ähnlich wie
vor waren es auf 513 Kilometern und bei schnellerer Autobahnfahrt, öfter
bis in den Höchsttempobereich und einem Gesamt-Temposchnitt von
103,4 km/h, gut sieben Liter. Das liegt im Hinblick des angegebenen
Kombiwertes von 6,4 – 6,5 Liter/ 100 Kilometer im Rahmen. Da gibt
es heute zum Teil schon größere Differenzen. Bezogen wir anschließend
mit dem Resttankinhalt erneut Kurzstrecken und wenige Überlandfahrten ein, ergab die Rechnung gleich wieder über 7,9 Liter. Bis
auf die Langstreckenwerte sind die Verbrauchswerte angesichts der
Leistung für uns nicht unbedingt für Beifall geeignet, heißt, da kann er nicht punkten. Aber die Technik ist jetzt zehn Jahre
weiter. Moderne Autos gleicher Klasse schneiden heute in unseren Tests
meist besser ab.
Reparaturen
und Co.
Inspektionen
und Wartungsarbeiten wurden und werden durchgehend laut Serviceheft
durchgeführt. Die Kosten für eine Inspektion sind überschaubar.
Alle Arbeiten wurden vom selben Betrieb, dem Autohaus Nies – VW,
Skoda usw. – in Wilnsdorf durchgeführt. Sehr zu unserer
Zufriedenheit. Man macht uns darauf aufmerksam, wenn etwas nicht in
Ordnung ist oder zusätzlich geprüft werden sollte und bespricht es.
Alle TÜV-Termine verliefen bisher ohne Beanstandungen. Trotz
häufigen Stadt- und Kurzstreckenverkehrs ist noch die erste Batterie
aktiv. Der Polo hat bisher auch noch nie seinen Dienst versagt.
Es
gab einige wenige Mängel. Bereits kurz nach Kauf traten
nervende Knatschgeräusche auf. Da während der Gewährleistung,
wurden Gummilager oder -puffer und Co. ausgetauscht. Okay. Schon sehr früh,
bei um die 30.000 Kilometer, mussten Bremsbeläge gewechselt werden,
was noch normal ist, aber auch Bremsscheiben. Bei den
Rücklichtabdichtungen scheint es zu hapern. Im Leuchtenbereich
bildet sich trotz Änderung immer wieder einmal Kondenswasser.
Dadurch hat sich auch Rost angesetzt. Wahrscheinlich muss die
Gesamtleuchte irgendwann ersetzt werden.
Der Motorraum ist aufgeräumt, alles Wichtige gut zugänglich.
Bei über 50.000 Kilometern war der Austausch der „Weichlager“ oder Buchsen an den Querlenkern der Vorderachse fällig. In verschiedenen anderen Berichten wird ebenfalls auf diesen Mangel hingewiesen. Zwischen 55.000 und 60.000 Kilometern
musste eine Dichtung am Kühlerthermostat erneuert werden – wurde
in der Werkstatt durch Eillieferung des Ersatzteils noch während der
Inspektion erledigt! Außerdem gab der Bremslichtschalter seinen Dienst
auf. Die Motorlampe leuchtete während der Fahrt auf. Das VW-Autohaus
Schneider, ehemals Knebel, in Siegen, lag auf der Strecke. Man
diagnostizierte schnell den Schaden, und das Auto war nach wenigen
Stunden wieder abholbereit, obwohl nicht angemeldet. Klasse! Das
war's an Reparaturen. Okay, ab und zu war auch einmal eine defekte
Leuchtenbirne zu erneuern.
Kostenmäßig
fielen nur die Bremsscheiben und die Vorderachsarbeiten höher
ins Gewicht. Über zehn Jahre gesehen, kann man selbst das
vernachlässigen. Mancher Autobesitzer wäre froh, solch eine
günstige Reparaturbilanz ziehen zu können. Abgesehen vom Verbrauch
können wir unserem Polo bescheinigen, dass er bis jetzt zuverlässig
war und wenig Extrakosten verursacht hat. Das ist doch alles in allem
ordentlich. (jw)
Aus
den Technischen Daten*
Polo,
5-türig, EZ 4/2005
Motor:
1390 ccm, 75 PS (55 kW), höchstes Drehmoment 126 Nm/ 3800 Touren
Spitze
172 km/h, 0 – 100 km/h 12,9 Sek.
L x
B x H in m: 3,91 x 1,65 x 1,467
Verbrauch/
CO2-Emission (kombiniert) nach EG-Messvorschrift:
6,4
– 6,5 l/ 100 km, CO2 154 g/km
*nach
Unterlagen des Herstellers
Allgemein:
Seit 1979 schreibt und veröffentlicht Jürgen Weller Autotests, von
Audi bis Seat und von Citroen bis Suzuki, vom Kleinwagen über
Limousinen und SUVs bis zum Sportwagen. Aktuelle Tests finden sich
bei Presseweller auf diesem Blog, im Magazin
„Praxis-Autotest-Report“ sowie auf vielen Webportalen sowie im
Printbereich oft im SiegerlandKurier und SauerlandKurier.
Mehr zu aktuellen Tests und Themen auf „Auto-Medientexte“ unter www.presseweller.de