Manchmal nur Teilstücke mit neuer Asphaltdecke
Auf solch ein Schild treffen Auto- und Zweiradfahrer nicht selten vielerorts in Deutschland. (Fotos: presseweller)
Siegen. 2. Februar
2018 (DiaPrw). Das Fahrwerk meldet sich mit Poltern und
„Eintauchbewegungen“: Es muss mit Schlaglöchern, Dellen und
Kanten in der Straße zurechtkommen. Die Insassen hören und merken
es. Ungewöhnlich ist das bereits seit vielen Jahren nicht mehr auf
deutschen Straßen. Im Gegenteil: Je nach dem, wo man gerade
unterwegs ist, scheint es ein Dauerzustand zu sein. Als wir Anfang
der 1970er-Jahre über Dörfer der ehemaligen DDR unterwegs waren,
dachten wir noch: Wie gut, dass die Straßen im Westen besser sind.
Mittlerweile haben wir in vielen Orten und auf so manchen Landstraßen
„Polterstrecken“, und viele Autobahnen sind seit Jahren mit
Baustellen gepflastert, was immer wieder zu teils langen Staus führt.
Und das alles in einem der bedeutendsten Industrieländer der Welt.
Auf der
landschaftlich reizvollen Bergstrecke hoch ins Quellgebiet gibt es
erst seit einigen Jahren die Tempobegrenzung auf 50 km/h. Der Grund
wird gleich angezeigt: „Straßenschäden“. Tatsächlich ist die
Straße zum Kamm des Rothaargebirges teilweise marode. Eben seit
Jahren schon. Aber auch innerorts hapert es. Jetzt im und nach dem
Winter werden frostbedingte Schäden geflickt. Teils kam und kommt so genannter Kaltasphalt zum Einsatz. Damit geht es erst einmal schnell
und relativ kostengünstig.
Von Schlagloch zu
Schlagloch/ Krankenhauszufahrt
In vielen Regionen
und Orten Deutschlands gibt es schlechte Straßen. Wir sind zwar viel
unterwegs, aber – lediglich als Beispiel – nehmen wir hier einmal
Siegen in Südwestfalen. Dort sind wir täglich damit konfrontiert.
Als arg sehen wir die Wichernstraße an, die inzwischen wohl hier und
da etwas ausgebessert wurde. Arg deshalb, weil das der Weg zum
Jung-Stilling-Krankenhaus ist. Wir stellen uns vor, wie die Patienten
im Krankenwagen durchgeschüttelt werden. Zwar schien vor Jahren noch
Geld da zu sein, einen Mini-Kreisverkehr am oberen Ende herzurichten,
auch wenn dort wenig Verkehr ist und es daher wohl keine
Abbiegeprobleme gegeben hatte. „Was soll(te) das?!“, sagen und
fragen sich manche. Hätte man dieses Geld nicht besser in die
Sanierung der Straße zum Krankenhaus investiert?
Recht gut ausgebaut
sind zum Beispiel die Straßen zum Fischbacherberg und zum Giersberg.
Eher katastrophal ist die Straße „Fludersbach“, ab dem Autohaus
Richtung Deponie.
In der Fludersbach in Siegen - mit häufigem LKW-Verkehr - gibt es einige solcher Flickstellen, teils mit kleinen Senken. Man fährt langsam, um nicht durchgeschaukelt zu werden.
Um Kanalbereiche sind teils große Dellen, die das Auto feste
wippen lassen. Im Kreisel der Frankfurter Straße stoßen die Reifen
unter anderem auf eine Kante, wenn sie in Richtung Lindenberg rollen.
In der Winchenbachstraße hat man im vorigen Jahr dem Kurvenbereich
zur Hambergstraße ein kurzes Stück neue Asphaltdecke gegönnt. Aber
dann geht es in der Winchenbachstraße gleich mit Schlaglöchern und Co. weiter. Es ist kaum
anzunehmen, dass seitens der Stadt für deren Beseitigung die
Bestimmer über andere Geldtöpfe zuständig gewesen wären. Aber man
weiß ja nie. Nachfragen ersparen wir uns, weil stets ähnliche
Antworten kommen: kein Geld, im Budget nicht vorgesehen, keine
finanziellen Zuweisungen dafür. Fertig.
Ein Fachmann in der
Kfz-Werkstatt bringt es kurz auf den Punkt. Auf die Frage, warum am
Auto bei schon bei weniger als 70.000 Kilometern eine Vorderfeder
gebrochen und auch Achsteile in Mitleidenschaft gezogen waren,
antwortet er eindeutig: „Bei den Straßen?!“
In der Winchenbach in Siegen hat man zumindest dem Kurvenbereich Hambergstraße eine neue Teerdecke verpasst. Danach geht es mit schlechtem Straßenzustand weiter.
Neue Autobahnbrücken
und Transportprobleme
Es geht hier aber
nicht nur um Siegen. Die Stadt ist ein Beispiel für so viele Orte in
Deutschland. Auf die Autobahnen trifft das ebenfalls zu. Im großen
Stil wurde erst viele Jahre nach der Wende mit Sanierung und Neubau
begonnen. Obwohl jedem klar sein musste, dass das Verkehrsaufkommen
von Ost nach West und umgekehrt deutlich wachsen würde. Speditionen
beziehungsweise Industriebetriebe in Südwestfalen haben Probleme,
ihre großen, schweren Bauteile zu Häfen oder zu Abnehmern zu
transportieren, weil viele Brücken der Last nicht mehr gewachsen
sind. Teils sind große Umfahrungen einzuplanen. Mit den
Brückenreparaturen und -erneuerungen hat man mittlerweile begonnen.
Die Bauarbeiten dauern Jahre. Sie bedeuten einmal mehr schleppenderen
Verkehr und Staus. Ein Bekannter sagte es so: „Wenn die in ein paar
Jahren mit den Bauarbeiten an den Autobahnen fertig sind, können sie
gleich wieder an den ersten beginnen.“
An fehlenden Geldern
kann es im Prinzip nicht liegen. Allerdings sind die Steuereinnahmen
meist nicht zweckgebunden. Immerhin kassiert der Staat Kfz-Steuer,
Mineralöl-Steuer, heißt seit wenigen Jahren Energiesteuer, und auf
Steuern auch noch Mehrwertsteuer. Außerdem fließt noch Geld aus
der LKW-Maut. Laut der Internetseite des Bundesfinanzministeriums lag
der Haushaltsanschlag 2016 allein dafür bei über 4,6 Milliarden Euro. Da
kommt einiges zusammen: Mineralöl-/ Energiesteuer über 40
Milliarden und rund 8,8 Milliarden Kfz-Steuer plus LKW-Maut. Danach
also gut 53 Milliarden Euro Einnahmen. Die Ausgaben für
Straßenleistungen und Co. wurden diesem Plan nach mit 8,8 Milliarden
beziffert. Die Differenz ist groß. Neben anderen weisen oft auch
Automobilclubs auf dieses Missverhältnis hin.
Aber unabhängig
davon sind die Bürger vor Ort froh, wenn es wenigstens in ihrem
Umfeld, ihrem Ort un der Region, mal wieder ordentliche Straßen gibt. (jw)
Link zu Zahlen
Allgemeine Infos zu
Auto und Verkehr über „Auto“: www.presseweller.de
Hinweis:
Angaben aus eigener Anschauung oder Hinweisen. Zahlen aus der
Internetseite des Bundesfinanzministeriums, hier Haushalts-Einnahmen
und Ausgabenplanung für 2016. Irrtum bleibt in allen Fällen
vorbehalten. Nutzung des Textes oder Textpassagen nur mit Kürzel
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